Montag, 29. April 2013
Sonntag, 28. April 2013
Die zurückliegende Woche war ungewöhnlich anstrengend, aber
sie begann ja auch schon mit einem bewegten Montag, der meinen Kopf noch bis
jetzt mit viel Stoff zum Nachdenken füllte und mir am Abend dann schon allein
wie eine ganze Woche vorkam…
Ich war vor allem erleichtert, als sie ihn nach einer knappen Viertelstunde mir wiederbrachten und sagten, dass wir könnten wieder „nach Hause“ fahren.
Pawlowsk kam mir eindeutig als der freundlichere Ort für dieses Kind vor! Die meisten Leute, denen wir begegneten, starrten uns einfach an, ohne sich die Mühe zu machen, ihre Neugier oder was auch immer, auch nur ansatzweise zu verstecken.
Ich habe jetzt noch mehr Respekt vor den Frauen, die nach der Geburt ihr Kind behalten und sich entschließen es bei sich zu Hause groß zu ziehen, denn wie verletzend muss es für eine Mutter sein, zu sehen, dass ihr Kind überall wie ein Sonderling behandelt wird und zu spüren, wie wenig es akzeptiert wird und dass es im Alltag irgendwie keinen richtigen Platz für es zu geben scheint…
Knospe und jede Sommersprosse, die ich entdecke :D
Was ich vor allem so faszinierend finde sind die Tage, die jetzt spürbar mit jedem Tag länger werden. Inzwischen ist es von 6 bis 22 Uhr richtig hell und es ist Wahnsinn, was das für eine Wirkung auf die Menschen und die Stadt hat. Eine der Pflegerinnen in meiner Gruppe hat neulich den ganzen Tag alle ihre Sätze (bemerkenswert schrill) trällernd beendet und auf den Straßen ist es auf einmal so bunt und voll und an jeder Ecke gibt es Straßenmusikanten. Es ist fast so als ob alle aus ihrem Winterschlaf erwacht sind und auf die Straßen gerannt sind, um ein halbes Jahr Winter mit wenig Sonne und Bewegung wieder aufzuholen. Ja, wahrscheinlich ist es ja auch genau so…
Die Sonne strahlte jedenfalls am Montag mit dem blauen Himmel um die Wette und deshalb schnappte ich mir nach dem Mittag noch Sonja & Danja, zog sie – nicht mehr ganz so dick! – an, klemmte sie mir links und rechts unter den Arm, was mit einem lauten Giggeln von Danja und einer fröhlichen Grimasse von Sonja kommentiert wurde und ging dann mit den Beiden im Zwilligswagen spazieren. Am Ende setzten wir uns gemütlich auf eine der vielen Hollywoodschaukeln, machten unsere Jacken auf, ließen uns die warme Sonne auf Bauch und Gesicht scheinen und sanft hin und her schaukeln :D
Ich fuhr mit
Sascha St. Ins Krankenhaus, wo er eine neue Sonde bekommen sollte. Das war aber
auch so ziemlich alles, was ich wusste, als ich in den Krankenwagen stieg. Wir
fuhren also los, ohne dass ich wusste wohin genau oder auch nur wie lange und
das war ein sehr unangenehmes Gefühl. Aber wenigstens konnte ich aus dem
Fenster sehen und versuchen im Vorbeifahren die Straßenschilder zu lesen. Ich
musste daran denken, wie viel unangenehmer die Situation für Sascha sein
musste, der doch noch weniger wusste, was mit ihm geschah, auch wenn ich es
versucht, ihm zu erklären und die ganze Zeit ihm meine Hände auf Schulter und
Stirn legte. Mir wurde plötzlich bewusst, dass Sascha auch im Alltag oft im
Kleinen ähnlichen Situationen ausgesetzt ist. Ich nahm mir vor, mich selbst
noch öfter an dieses Gefühl zu erinnern, um mir wenigstens ein bisschen besser
vorstellen zu können, wie es ist, wenn man kaum Kontrolle über seinen eigenen
Körper hat und einem viele Möglichkeiten fehlen, sich anderen mitzuteilen und
dann vielleicht einfach jemand kommt und einen ohne ein Wort auch nur die
Windeln wechselt.
Im
Krankenhaus kannte die Schwester ihn offensichtlich schon, was mich ein
bisschen beruhigte. Als sie ihn dann aber ins Behandlungszimmer brachten,
durfte ich ihn nicht mehr begleiten. Das Warten auf dem Gang vor der
verschlossenen Tür waren die längsten Minuten des Tages, vor allem als ich
nachdem einige von ihnen verstrichen war, realisierte, dass das Weinen von
Sascha stammte.Ich war vor allem erleichtert, als sie ihn nach einer knappen Viertelstunde mir wiederbrachten und sagten, dass wir könnten wieder „nach Hause“ fahren.
Pawlowsk kam mir eindeutig als der freundlichere Ort für dieses Kind vor! Die meisten Leute, denen wir begegneten, starrten uns einfach an, ohne sich die Mühe zu machen, ihre Neugier oder was auch immer, auch nur ansatzweise zu verstecken.
Ich habe jetzt noch mehr Respekt vor den Frauen, die nach der Geburt ihr Kind behalten und sich entschließen es bei sich zu Hause groß zu ziehen, denn wie verletzend muss es für eine Mutter sein, zu sehen, dass ihr Kind überall wie ein Sonderling behandelt wird und zu spüren, wie wenig es akzeptiert wird und dass es im Alltag irgendwie keinen richtigen Platz für es zu geben scheint…
Aber hey, es
ist Frühling!
Wahrscheinlich
gibt es gerade kaum etwas, dass mich euphorischer stimmt und ich feiere jedeKnospe und jede Sommersprosse, die ich entdecke :D
Was ich vor allem so faszinierend finde sind die Tage, die jetzt spürbar mit jedem Tag länger werden. Inzwischen ist es von 6 bis 22 Uhr richtig hell und es ist Wahnsinn, was das für eine Wirkung auf die Menschen und die Stadt hat. Eine der Pflegerinnen in meiner Gruppe hat neulich den ganzen Tag alle ihre Sätze (bemerkenswert schrill) trällernd beendet und auf den Straßen ist es auf einmal so bunt und voll und an jeder Ecke gibt es Straßenmusikanten. Es ist fast so als ob alle aus ihrem Winterschlaf erwacht sind und auf die Straßen gerannt sind, um ein halbes Jahr Winter mit wenig Sonne und Bewegung wieder aufzuholen. Ja, wahrscheinlich ist es ja auch genau so…
Die Sonne strahlte jedenfalls am Montag mit dem blauen Himmel um die Wette und deshalb schnappte ich mir nach dem Mittag noch Sonja & Danja, zog sie – nicht mehr ganz so dick! – an, klemmte sie mir links und rechts unter den Arm, was mit einem lauten Giggeln von Danja und einer fröhlichen Grimasse von Sonja kommentiert wurde und ging dann mit den Beiden im Zwilligswagen spazieren. Am Ende setzten wir uns gemütlich auf eine der vielen Hollywoodschaukeln, machten unsere Jacken auf, ließen uns die warme Sonne auf Bauch und Gesicht scheinen und sanft hin und her schaukeln :D
Nachdem wir alle so noch 3 schöne Stunden in Pawlowsk
verbracht hatten, machte ich mich dann noch mit den anderen Freiwilligen direkt
auf zur Eröffnung der Ausstellung «Parallelen», auf der es wirklich
beindruckende Bilder von besonderen Künstlern aus der Hamburger Galerie «Die
Schlumper» und der Perspektivy-Kunstwerkstatt des Erwachseneninternates in
Peterhof zu bestaunen gab. Die Ausstellung soll zeigen, wie Menschen, die aus
verschieden Kulturen, fast schon aus verschiedenen Welten kommen und
voneinander gar nichts wissen können, in ihrer Kunst doch die gleiche Sprache
sprechen…
Im russischen Fernsehen wurde dazu auch ein kleiner
Beitrag gezeigt, den ihr euch hier auch gerne ansehen könnt:Sonntag, 14. April 2013
Привет ihr Lieben!
Lange habe ich jetzt hier nun schon nichts mehr von mir
hören lassen, aber mir geht es gut! Sehr gut sogar! Hinter mir liegen ja auch
vier wundervolle Wochen. Zwar ist diese Zeit, auf die ich am Ende doch schon
ziemlich ungeduldig herbeigesehnt hatte, jetzt vorbei, aber was bleibt ist eine
leuchtend bunte Galerie von Erinnerungen und all diese Farben nehme ich mit in
die letzten viereinhalb Monate.
Ich kann euch hier gar nicht von allem berichten, was ich in
den letzten Wochen alles erlebt habe. Das möchte ich auch gar nicht. Manches
behalte ich doch lieber für mich, aber schon allein der Vollständigkeit halber
hier ein (mal sehen wie) kleiner Nachtrag:
Gestern vor einem Monat stieg ich ins Flugzeug, das mich mit
großzügig Verspätung (wie sollte es anders sein, wenn ich reise…) nach Berlin
brachte und damit zum ersen Mal nach 6 ½ Monaten wieder nach Deutschland.
Dieses Wochenende hatte ich dann noch ein bisschen Zeit, um alles für mich in Ruhe zu ordnen, in meinen Rhythmus zurückzufinden und mit Putzzeug bewaffnet durch die ganze Wohnung zu wirbeln.
Heute habe ich mich dann mit Ela getroffen, einer russischen
Freiwilligen. Wir waren zusammen in dem kleinen Second-Hand-Laden «Спасибо» und danach noch spontan im
Kino.
So, und hiermit hätte ich dann auch endlich mal wieder einen Blogeintrag verfasst ;)
Freiwilligenbanner vom Abschlussabend |
Auf den „offiziellen“ Anlass meiner Reise, dem
vorgeschriebenen Zwischenseminar bei meiner Entsendeorganisation ICE in Dresden,
hatte ich eigentlich überhaupt keine Lust. Wirklich Redebedarf verspürte ich
eigentlich nicht und die Freiwilligen, mit denen ich auf dem Einführungsseminar
die meiste Zeit verbracht hatten, waren bereits auf dem 1. Zwischenseminar im
Januar dabei gewesen… aber was muss, das muss und manchmal muss man eben zu
seinem Glück gezwungen werden ;) das Seminar war einfach super! Ich verbrachte
viel Zeit mit Freiwilligen, die ich bis dahin weniger bzw. noch gar nicht kannte.
Auf dem Seminar waren nämlich nicht nur die deutschen ICE-Freiwilligen, die zur
zeit überall in Europa ihren Dienst leisten, sondern auch die so genannten „Euros“,
also die europäischen Freiwilligen, die jetzt über den ICE in Deutschland sind
und darunter war zu meiner großen Freude auch Raya, meine Tandempartnerin von
der Dt.-Russ.-Begegnung im August in Wehlen, die diesmal nicht nur wieder meine
Tandempartnerin, sondern auch noch mein „geheimer Freund“ wurde!
Harlem Shake am letzten Abend :D |
Die Atmosphäre in der Gruppe stimmte einfach von Anfang an,
wir tauschten unsere Erfahrungen aus (ob nun bei den Seminareinheiten, beim
Mittag oder in der Freizeit), planten in einem ganztägigen Planspiel ein neues
Europa, besuchten Leipzig, die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein, wo an die Opfer
der „Euthanasie“ erinnert wird, und einen Abend in Dresden eine Probe der
integrativen Band „Alpha-Projekt“ (mein persönliches Highlight!!!),
präsentierten unsere Gastländer, probierten Yoga und nicht zuletzt lachten
viel. Und das Resultat dieser informativen, nachdenklichen, abwechslungsreichen
und lustigen Woche war dann noch ein unvergesslicher Abschlussabend :)
Am Ende wäre ich also durchaus doch schon etwas traurig
gewesen, dass die Zeit in Dresden so schnell vorbeigeflogen war, wenn es nicht
nach dem Seminar zurück nach Hause zu meinen Liebsten gegangen wäre. Weil es do
schon praktisch war, hatte ich noch jeweils 3 Urlaubstage vor und nach dem
Seminar zu Hause eingefügt.
Und es war wirklich schön mal wieder zu Hause zu sein, meine
Lieben endlich wiedereinmal in die Arme schließen, mit allen wenigstens etwas Zeit
(die reichte natürlich vorne und hinten nicht…) verbringen zu können, frisches
dunkles Körnerbrot zu essen und auch die anderen Vorzüge von „Hotel Mama“ zu
genießen :D
Auf die schon oft gestellte Frage, ob sich denn viel in der
Zeit meiner Abwesenheit zu Hause verändert hat, kann ich gar keine richtige
Antwort geben. Ja, manches vielleicht. Zum Beispiel scheinen alle
Lichtschalter um gut einen guten Meter nach unten gewandert zu sein, weshalb
ich stattdessen nachts im Dunkeln vergeblich auf die kleinen weißen Kästchen,
mit denen man die Fußbodenheizung regulieren kann, einschlug ;) Abgesehen
davon, kam es mir aber oft so vor, als wäre ich nie weg gewesen. Es gibt wohl
auch Dinge, die ändern sich nie und irgendwie finde ich es ganz beruhigend,
dass ein gemeinsames Abendbrot bei Stadts immer noch wie eh und je ist :)
Der Abschied von Zuhause viel mir zum Glück bei Weitem nicht
so schwer, wie noch zu Beginn des Jahres. Ich wusste ja jetzt, was mich in
Piter, das inzwischen auch zu meinem Zuhause geworden ist, erwartetet, worauf
genau ich mich freuen konnte, das Bergfest war auch schon geschafft und ich
flog nicht alleine zurück :) Hier in St. Petersburg warteten nämlich noch zwei ganze
Urlaubswochen mit Felix, die wir bei meistens fantastischem Frühlingswetter in
vollen Zügen genossen.
Spiegelbild - Eigentlich die Werbetafel eines Portraitmalers |
Emma & Kasimir glücklich vereint :) |
Balkonszene |
Und jetzt? Heißt es neue Pläne schmieden für die Zukunft!
Zum Beispiel wird es langsam höchste Zeit mal ein bisschen
in Sachen „Mission Studium“ aktiv zu werden…aber nebenbei werde ich auch vor
allem die restliche Freiwilligenzeit hier genießen! Es wird Frühling und der
Schnee ist fast vollständig geschmolzen (darüber, dass darunter nur jede Menge
Schlamm, Müll und grauer Rasen, der diese Bezeichnung nicht wirklich verdient
zum Vorschein gekommen ist, sehe ich mal großzügig hinweg). Ich hatte jetzt
genug Zeit zum Durchatmen und nachdem ich alles einmal mit etwas Abstand
betrachten konnte, sehe ich viele Dinge wieder neu. Meine Kinder haben mir auf
der Arbeit wieder einen wundervollen Empfang bereitet und dass mir der Abschied
vor dem Urlaub so schwer gefallen und die Wiedersehensfreude dafür umso größer
war, hätten mir nicht besser vor Augen führen können, wofür ich das alles
mache!Dieses Wochenende hatte ich dann noch ein bisschen Zeit, um alles für mich in Ruhe zu ordnen, in meinen Rhythmus zurückzufinden und mit Putzzeug bewaffnet durch die ganze Wohnung zu wirbeln.
Ich habe leider kein Vorherbild gemacht, aber stellt euch das Ganze doch bitte noch einmal in Rostbraun vor! Entschuldigung, liebe Umwelt, für diese Chemiekeule... :/ |
So, und hiermit hätte ich dann auch endlich mal wieder einen Blogeintrag verfasst ;)
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