Ich fühle mich ungefähr so, als wäre ich von einem LKW mit
Tonnen von neuen Informationen überfahren und gleich noch von einer Lawine
Russisch überrollt worden. In meinem Kopf dreht sich alles und mein Rücken
schreit nach einer Massage (hoffentlich tut’s auch eine warme Dusche…). Aber
davon einmal abgesehen, bin ich ziemlich glücklich und einfach nur zufrieden,
was nicht nur an den vielen leckeren Keksen und der riesen Auswahl an Schokoladenkonfekt
liegt :)
Am Montag hatte mir meine Koordinatorin in Pawlowsk
mitgeteilt, dass ich am Samstag ein Seminar hätte, weil ich ja das erste
Einführungsseminar im Oktober verpasst hatte, und von diesem Seminar bin ich
gerade nach Hause gekommen.
Das Programm von eigentlich 4 Tagen in 8 ¾ anstrengende, aber wirklich spannende
und lustige Stunden!
Wir hatten viel Zeit unsere Fragen zu stellen, uns wurden
praktische Techniken gezeigt, wie wir unsere Schützlinge richtig heben, wickeln
und waschen können, verschiedene Positionen, in denen wir mit ihnen spielen
oder sie einfach nur umlagern können, und, und, und… das wichtigste, was ich
von den ganzen Erklärungen mitnehme, ist eigentlich ganz einfach: wenn ich mich
selbst mal beobachte, wie ich mich hinsetze oder umdrehe, ist es eigentlich
ganz logisch, in welcher Reihenfolge und wie ich welche Körperteile bewege :)
Der beste Teil waren aber mit Abstand die 4 praktischen
Übungen, bei denen es darum ging, am eigenen Körper zu erleben, wie ungefähr
sich unsere Schützlinge fühlen müssen. So wurden wir im Liegen schnell von einer
Sanitarka (unserem Übungspartner) gefüttert, haben in einem Rollenspiel eine
Kommunikationssituation nachgestellt und über mögliche Schwierigkeiten
diskutiert, haben den Umriss einer Birne nachgezeichnet, wobei wir nur im
Spiegel den Stift verfolgen konnten und wir wurden mit verbundenen Augen und
Händen wortlos in einem Rollstuhl durch die Gegend, über Holperpflaster, um
scharfe Kurven und gegen Stufen geschoben…
Auch wenn man sich natürlich viel Mühe gibt, den Kindern auf
der Arbeit immer alles zu erklären, was man mit ihnen vorhat und ihnen Zeit zu
geben, um sich auf die neue Situation einzustellen, gehen doch viele Handgriffe
bereits in Routine über und es war gut, mal wieder daran erinnert zu werden, zu
versuchen, die Welt von ihnen aus wahrzunehmen.
Was mich aber vor allem glücklich und stolz macht, ist die
sprachliche Herausforderung, die das Seminar heute für mich war, da es komplett
auf Russisch war.
Ich war wieder erstaunt, wie viel ich doch verstand, noch
erstaunter über die Mittagspause, in der ich mich doch tatsächlich eine Stunde
lang auf Russisch unterhalten konnte und sogar mal an etwas mehr als Smalltalk
wagte und am erstauntesten als ich in der Abschlussrunde auch einige
zusammenhängende Sätze vor 21 echten Russen und einer Deutschen, die (soweit
ich das beurteilen kann) aber fließend Russisch spricht, herausbrachte. Mein
persönlicher neuer Russischrekord!
So, für heute möchte ich aber kein Wort Russisch mehr hören
oder sprechen, sondern erstmal eine Runde skypen, um den Stausee an deutschen
Wörtern loszuwerden, der sich im Laufe des Tages so angesammelt hat!
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