Sonntag, 26. Mai 2013

Das wird mein neuer Rekordeintrag!

Wahnsinn – in nur 3 Monaten bin ich wieder zurück Zuhause in Deutschland! 
Abends um halb 11
Daran denke ich jetzt schon immer öfter und ich glaube ich fange sogar schon an, meine Zeit hier schon ein bisschen auszuwerten und zu reflektieren. Dabei bleibt mir doch eigentlich immer noch ein Vierteljahr! So gesagt klingt es doch wieder gar nicht mehr so furchtbar kurz…
Trotzdem, jetzt wo der lange, dunkle Winter hinter uns und ein vielversprechender Sommer mit seinen weißen Nächten vor uns liegt, hat die Zeit mal wieder ihre Siebenmeilenstiefel angezogen und ist auf Goldkurs, wobei die Ziellinie plötzlich in schon fast greifbare Nähe gerückt zu sein scheint. Vor noch gar nicht mal allzu langer Zeit, konnte ich mir noch überhaupt nicht vorstellen, dass diese Zeit hier irgendwann einmal wieder vorbei sein würde und jetzt mache ich plötzlich wieder Pläne für mein Leben in Deutschland, schreibe Studienbewerbungen und trage der Herbst in meinem Kalender fängt an sich zu füllen. Und das ist auch gut so. Ich freue mich schon unglaublich auf all das und gleichzeitig bin ich genauso froh über Tage, die mir hier noch bleiben. Die Zeit läuft, ich kann, muss aber auch nichts machen, überlass das Laufen ihr und genieße den meist sonnigen Weg.

In den vergangenen Wochen habe ich unterwegs wieder ein paar schöne Erinnerungen und Sommersprossen mehr gesammelt. Hier für euch ein paar Einblicke in meine riesige bunte Sammlung:

Ein wunderschöner WG-Strandausflug

Die Sonne auf der Haut, warmen Sand unter den Füßen, mein erstes Eis für dieses Jahr auf der Zunge und ein immer noch weiß glitzerndes Eismeer.  Den ganzen Tag am Strand rumturnen, mal wieder bei nicht wenigen Leuten für Belustigung sorgen, ein merkwürdiges Spiel namens „Kakerlakensalat“ spielen, d.h. die ganze Zeit irgendwelche Gemüsesorten durcheinanderrufen, oder einfach nur auf Rücken liege und in den blauen Himmel gucken, den Wellen, Möwen oder der Musik lauschen und  erst spät am Abend mit viel Glück und Farbe in den Gesichtern zurück!










 

Das russisch-orthodoxe Osterfest
Naja, das fand ich eigentlich eher ein bisschen enttäuschend.
Wir haben zwar auf unserem Ausflug nach Kronstadt russischen Osterkuchen gegessen und haben abends in einen orthodoxen Gottesdienst reingeschaut, aber von der feierlichen Osternacht sahen wir sehr wenig (trotz einer Stunde früher da sein), hörten auch kaum etwas und verstanden nicht das Geringste. Die Atmosphäre, in der vollen Kathedrale, in der ein ständiges Kommen und Gehen, Geraschel und Gemurmel herrschte, erinnerte mich auch eher an einen Bahnhof und dazu kam, dass es in meinem Kopf schon den ganzen Nachmittag hämmerte und mir speiübel war. Also blieben wir nicht bis in die frühen Morgenstunden, sondern nahmen noch eine der letzten Metros nach Hause. Und so hat sich das russische Osterfest erst einmal so an uns vorbeigegangen.
Als ich mich am Freitag darauf mit Ela (eine russische Freiwillige) zum Fahrradfahren getroffen habe (sie hatte sich daran erinnert, dass ich ihr schon vor einer ganzen Weile mal erzählt hatte, dass ich mein Fahrrad hier sehr vermissen würde und hatte mir deshalb ein zweites von ihrer Schwester organisiert...), wurde ich schließlich doch noch mit ein bisschen Osterfreude überrascht. Diese kam zunächst einmal mit einem riesigen, bunt schillernden Schokoladenosterei und als ich Ela unserem Reinfall in der Osternacht erzählte, nahm sie mich spontan mit in die Kirche, in die sie gewöhnlich geht und wo zufällig gerade ein Gebet stattfand.
Die kleine hellblaue Holzkirche gefiel mir gleich auf den ersten Blick. Schon viel einladender als das Ungetüm aus grauem Stein am Newskii. Der fast quadratische Innenraum war lichtdurchflutet und überall ging von den Ikonen und Kerzenständern ein goldenes Schimmern aus. Eigentlich finde ich so viel Gold ja eher furchtbar kitschig, aber in dem kleinen mit Teppich ausgelegten Raum wirkte es einfach nur hell, warm und freundlich. Der Gottesdienst wurde vom Gesang eines kleinen Chores begleitet (der Chor antwortet meistens für die Gemeinde). Ich war fasziniert . Alles kam mir wie eine völlig andere Welt vor. Von den Worten, die der Pfarrer sprach, verstand ich nichts (inzwischen wurde mir erzählt, dass in der Kirche Altslawisch gesprochen wird und das selbst für die Russen sehr schwer zu verstehen ist) und so konnte ich auch nicht hinter die Gottesdienstordnung steigen.
Selbst das Kreuzzeichen wird anders herum und sehr oft (auf ein mir wohl unbekanntes Zeichen hin) wiederholt...
Aber man muss ja auch nicht immer alles ganz genau mit dem Kopf begreifen. Ich ließ mich einfach von der entspannten und fröhlichen Atmosphäre in der Kirche beeindrucken und nach einer Weile gingen wir wieder (ich glaube, in Russland ist auch noch nicht einmal so richtig „vorgesehen“, dass immer alle, den ganzen Gottesdienst über bleiben. Viele kommen einfach vorbei, zünden eine Kerze an, beten kurz mit der Gemeinde mit und gehen dann wieder)
Auf jeden Fall will ich mir nochmal so einen orthodoxen Gottesdienst anschauen!
 
Der Tag des Sieges
Ich hatte das Gefühl, dass der 9.Mai, der Tag des Sieges über den Faschismus, deutlich mehr gefeiert wurde als Ostern. Schon zwei Wochen vorher, wurden die Straßen mit Wimpeln, Fahnen und Plakaten geschmückt und schließlich gründlich mit Wasser gereinigt (was aber auch einfach nur der normale Frühjahrsputz gewesen sein könnte) und am großen Tag selbst, schien die ganze Stadt auf den Beinen zu sein. Am Morgen eine große Militärparade, abends Salutschüsse und großes Feuerwerk (wegen der schon jetzt unglaublich langen Tage natürlich noch im Hellen) an der Newa und auch den ganzen Tag über überall Paraden, Musik und Bühnenprogramm, was wir uns aber nicht auch noch alles antaten.
Zugegeben, die riesige Menschenmasse, die an den Straßen steht und jubelt, wenn Panzer mit bewaffneten Soldaten an ihr vorbeirollen, fand ich doch sehr befremdlich. Wie man sich darüber freuen kann, konnte mir bisher auch noch niemand wirklich begreiflich machen. Mir lief bei dem Anblick eher ein unbehaglicher Schauer über den Rücken, naja…
Aber dafür waren das bunte Gewimmel auf den Straßen, die Fontänen auf dem Leninplatz bei uns zu Hause, die zur Musik tanzten, ein Abendspaziergang unter dem leuchtenden Himmel, die noch warmen Steine, besonders viele vor der Kamera zu meiner Belustigung posierende Russen und ein warmer Platzregen auf dem Nachhauseweg um halb zwölf doch ganz nach meinem Geschmack :)
 
















Ein Ausflug mit Ela und ihrer Schwester nach Выборг

Und wieder eine großartige Idee von Ela! Vor einer Weile hatte ich ihr auch mal von unserem geliebten Hussitenfest in Bernau erzählt und wie sehr ich mich eigentlich jedes Jahr immer auf das Mitlaufen beim Umzug und vor allem das ganze Spektakel auf dem Mittelaltermarkt freue. Ela hatte durch Zufall entdeckt, dass es auch in Vyborg, dass mit der Eletrischka etwas mehr als zwei Stunden nordöstlich von Piter liegt, auch ein ähnliches Fest stattfinden sollte und mich gefragt, ob ich mit ihr und ihrer Schwester dorthin fahren wollte. Na und ob!

Zwar bestand das Fest dann am Ende aus vielleicht 20 nicht wirklich mittelalterlichen Ständen, einer Gruppe von 10 verkleideten Menschen, die ein bisschen zur Musik von einer Fidel, einem Dudelsack und einer Trommel tanzten und ein Rittertunier, für das wir aber nicht so viel Geld ausgeben wollten, aber TROTZDEM war es auch so ein wunderschöner Tag bei schönsten Sonnenschein in dem hübschen Städtchen. Nur leider können unsere lustigen Gespräche, bei denen ich auch wieder einen kleinen Einblick in die russische Kultur erhaschte, nicht wiedergegeben werden ;)



 
Das Baseballs-Konzert im Klub Kosmonaut
Das ich letzte Woche Donnerstag dann endlich mit Sophie, Bettina, Nils und Isabel besuchte, nachdem es im März wegen Krankheit abgesagt worden war, und wo wir einen wundervollen Abend zusammen durchtanzten!
 


Und weil ich an einem der Maifeiertage arbeiten war, gönnte ich mir nach dem Konzert noch einen freien Tag und fuhr noch einmal alleine raus ans Meer. Natürlich fing es, genau als ich den Strand betrat, an zu regnen. Doch ich beschloss, die Qualität meiner Regenjacke zu testen und ging zwei Stunden am menschenleeren Strand barfuß spazieren und auf Schatzsuche. Meine Regenjacke wurde übrigens für gut befunden.
Am Sonntag waren wir in einem wunderschönen Park nur eine Metrostation weiter -  Picknick am See, mit fast schon sommerliche Temperaturen, viel zu viel Essen für sieben Freiwilligen UND Gitarre – Danke Sophie! Die sich nämlich um alles gekümmert :)

Gestern schließlich wurde dann wieder gepicknickt. Diesmal aber in größerer Runde, bei einem von Perspektivy für alle Freiwilligen organisierten Picknick am Strand in Solnetschnoe (der übrigens noch schöner als in Repino ist). So schön, dass Sophie und ich den nahenden Regen in Kauf nahmen und zu zweit noch ein bisschen länger blieben :)
 
 
 
 
 

 
 
Ja, und dann sind da zwischendurch immer wieder so viele wundervolle Tage mit meinen Kindern in Pawlowsk! Meine kleine Meute ist mir schon so unglaublich ans Herz gewachsen und inzwischen kenne ich jedes Kind immer besser, dass ich die Gedanken an den Abschied, die sich jetzt schon so oft in meinen Kopf drängen, lieber entschlossen beiseiteschiebe und lieber noch etwas mehr Zeit mit ihnen in Pawlowsk verbringe.
Und auch die Zusammenarbeit mit den Sanitarkas, mit denen ich jetzt die meiste Zeit ganz alleine in der Gruppe arbeite, wird immer besser. Wir kennen uns jetzt schon ein bisschen und ich bin deutlich entspannter geworden. Sie wissen inzwischen, wie ich am liebsten arbeiten möchte, aber umgekehrt, weiß ich auch was jede einzelne von mir erwartet  und so können wir uns besser gegenseitig helfen, anstatt immer der anderen irgendwie im Weg zu stehen. Ein bisschen liegt das vielleicht auch daran, dass mein Russisch in den letzten Wochen deutlich besser geworden ist und wir immer öfter auch mal ein bisschen Smalltalk nebenbei führen.
Ich glaube, ich verstehe jetzt viel besser, wie die Sanitarkas zu ihrer Arbeit und den Kindern stehen, die ihnen ganz sicher nicht egal sind!
Zwei meiner Sanitarkas überraschen mich jetzt jedes Mal aufs Neue damit, dass sie die Kinder morgens schon für mich in die Rollstühle setzen, Schuhe an oder aus ziehen, und mich fragen, wo sie mir am besten helfen können oder wie ich bestimmte Kinder denn füttere. Und dabei scheint zwischen den beiden so eine Art heimlicher Wettstreit um den Platz meiner Lieblingssanitarka ausgebrochen zu sein und die beiden überbieten sich immer gegenseitig :D
Besser könnte es auf der Arbeit gerade einfach kaum laufen.
Und an dieser Stelle setze ich jetzt auch andlich meinen letzten Punt. So.


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