Freitag, 16. November 2012

Bunter Salat

Ich bin jetzt schon etwas länger hier, dass merkt man wohl auch an meinem Blog. Vieles, was vorher Stoff für ellenlange Blogeinträge geliefert hätte, ist jetzt kaum noch nennenswert. In den letzten Tagen habe ich euch aber einiges vorenthalten, wovon ich euch doch noch kurz erzählen möchte.
Los geht's!

Samstag vor nun schon fast zwei Wochen waren wir mit den anderen Freiwilligen in der Eremitage, die ja wohl Pflichtprogramm für jeden Touristen ist und wo es selbst für jeden St. Petersburger auch nach dem 100. Besuch noch Neues zu entdecken gibt.
Das größte Kunstmuseum der Welt ist mit den vielen Räumen, die voller Kunstschätze, Farben und Gold sind, schon irgendwie beeindruckend, aber für meinen Geschmack auch furchtbar kitschig. . .
Naja,seht einfach selbst:

Die größte Vase der Welt -
wurde uns
zumindestens erzählt. . .


aber vielleicht war es
auch diese hier. . .
Dann hier zu bewundern:
die größte grüne Vase der Welt
oder so. . .
 Spieglein, Spieglein an der Wand. . .

Es gibt Menschen, die fotografieren
furchtbare Ölgemälde,
andere freuen sich lieber über Werbung :D
Also in diesem Saal würde ich schon
gerne mal einen Wiener Walzer tanzen


eine Uhr :)


















Letzten Sonntag haben Bettina und ich uns dann endlich mal aufgerafft und haben zum ersten Mal in Russland einen Gottesdienst besucht. Nein, wir waren nicht in einem orthodoxen Gottesdienst (auch wenn ich mir das unbedingt einmal anschauen möchte, wenn ich mehr Russisch kann) und wir waren auch nicht in der "Kirche des Heiligen Stalinismus" (tja, lesen müsste man können. . . nicht wahr, Bettina?), aber dank Stadtführer und Internet haben wir die deutschen evangelischen St. Petri-Gemeinde. Der Gottesdienst dort ist nämlich auf Deutsch (mit Russischen Übersetzungen). Gesungen wird auch aus deutschen Gesangsbüchern nur das außer dem Pfarrer und uns beiden kaum einer den Mund aufgemacht hat. . .

Alle Vögel fliegen hoch!
Die Petrikirche
Für dieses Foto habe ich mir
die Hände abgefroren!


Zum Martinsumzug am Abend sind wir dann aber nicht gegangen, obwohl das bestimmt ein ganz schönes Bild gewesen sein muss: viele Kinder mit bunten Laternen mitten auf dem Newski Prospekt (eine der größten und berühmtesten Straßen hier). Dafür waren wir nochmal zu einem Konzert in der Kirche. Ein entspannter Abend :)
Die Auferstehungskirche bei Nacht
Bettina (ausnahmsweise geht das mal nicht auf mein Konto :D) hat übrigens die Klospülung kaputt gemacht, aber Not macht ja bekanntlich erfinderisch! Auf unsere Idee den Spülknauf mit Strick und Korken zu ersetzen waren wir eigentlich ja schon ganz stolz, aber dann haben wir uns sogar noch selbst übertroffen und hatten im selben Moment die gleiche Idee.
Ich geh zu Bettina ins Zimmer: "Bettinaaaaaa? Eigentlich fehlt da noch. . ." - Bettina dreht sich um, das Papier schon in der Hand. Also: auf Schere & Buntstift - fertig - LOS!
Eine halbe Stunde später. . . das Ergebnis (das ganz und gar KEINE Notlösung mehr ist!):

Unsere liebe Doris!
Nur falls ihr euch fragt, wo in dem ganzen Blogeintrag Sophie bleibt: die hat das Petersburger Nachtleben unsicher gemacht, aber wir haben sie trotzdem lieb! :)

Und vom meinem letzten Fahrdienst am Donnerstag wollte ich euch noch unbedingt erzählen, vor allem weil ich jetzt im Nachinein nur noch drüber lachen kann. Nochmal kurz zur Erklärung: Mittwoch - Freitag holeich immer einen Jungen von zu Hause ab und fahre dann mit ihm zusammen mit dem Sozialtaxi zum Tageszentrum. Die Sozialtaxis sind eigentlich ganz normale Taxis, aber die Eltern müssen für die Fahrt nur ein Viertel des Fahrpreises zahlen. Was für ein Taxi wir da bekommen ist reine Glückssache. . .
Für meine Begriffe furchtbar waghalsig sind die Fahrten eigentlich immer, aber das letzte Taxi war auch in anderer Hinsicht mit Abstand das , das ich bisher hatte:
Es roch seltsam süßlich, die Rückbank war mit einem bunt gemusterten schonbezug bezogen, mit dem ich irgendwie Indien assoziierte, der Boden war die ganze Zeit schummerig blau beleuchtet und dazu passend dröhnte aus dem Radio französische Schauermusik (dunkle Bässe und tiefe Streicher und dazu eine heisere Stimme, die mich in einem leisen Sprechgesang auf französisch zutextete). . . 
Naja, die Musik wurde dann aber noch echt abwechslungsreich. Von englischen Balladen, über die übliche russische Taximusik (die immer ein bisschen wie ein und das selbe Lied nur jedes Mal etwas am Computer überarbeitet klingt) bis hin zu einem doch wieder ziemlich verstörenden deutschen Lied (der Sprechgesang über dem Rhythmuschaos ging ungefähr so: "Super, super gut. Mir geht's super gut. Alles super gut. Super, super gut. . .) war alles dabei.
Und dann war da noch der Fahrtweg. Normalerweise fahren wir immer die gleiche Strecke und sind eine halbe Stunde später da. Ich weiß nicht, in was für eine kleine seitenstraße der Fahrer abgebogen sein muss, jedenfalls sah ich plötzlich rechts und links aus den fenstern nur einen Stacheldrahtzaun. der Rest der Fahrt war nicht mehr so entspannend wie sonst. Ich hatte keinen Plan, wo wir sein konnten und der Fahrer machte auf mich auch nicht den Eindruck. Jedenfalls guckte der ständig (selbstverständlich beim Fahren) in sein Notizbuch und einmal fuhren wir links auf eine dreispurige Straße, doch nach zweihundert Metern überlegte es sich der Fahrer offensichtlich anders und fuhr die Straße bis zur Kreuzung im Rückwärtsgang wieder zurück - ganz lässig. . . 
Gerade als ich mir ein Herz fassen und den Fahrer fragen wollt, ob wir auch wirklich zur "Rjabnowaya" fahren würden, bogen wir rechts ab und wusste ENDLICH, wo wir waren. Zwei Minuten später kamen wir nach der doppelten Fahrzeit heil am Ziel an :D




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