Montag, 14. Januar 2013

Entschuldigt bitte diesen Monsternachtrag!


Oje, da habe ich jetzt wirklich schon einige Wochen unterschlagen und auch wenn es mir schon so vorkommt, dass das alles schon wieder Schnee vom letzten Jahr ist (haha, das ist es ja wirklich. . .), will ich trotzdem noch das Loch in meiner Berichtskette stopfen, weil es wenn ich nochmal so darüber nachdenke doch recht wichtige Erfahrungen in meinem Freiwilligendienst für mich waren.
Anfangen sollte ich vielleicht beim Weihnachtsfest, das erste Weihnachten das ich nicht in unserem deutschen Wohnzimmer, sondern in einer russischen Küche feierte, in einem Land, in dem der 24. Dezember ein ganz normaler Arbeitstag wie jeder andere ist.
Auf der einen Seite hatte ich meistens das Gefühl Weihnachten würde dieses Jahr einfach ausfallen. Weil aber auch für alle anderen um mich herum nicht der erste, zweite, dritte, vierte Advent und schließlich Heiliger Abend war, störte es mich auch gar nicht so wirklich, wovon ich selbst völlig überrascht war. Ich liebe eigentlich die Weihnachtszeit, gemütliche Nachmittage, Orangen & Zimt, Familienfeste & die Suche nach Ruhe.
Auf der anderen Seite habe ich hier in Russland, wo das zum ersten Mal nicht so selbstverständlich zum „Alle-Jahre-wieder-Trott“ gehörte, viel mehr über Weihnachten und wie ICH es feiern will nachgedacht. Eigentlich sollte Weihnachten ja nicht an einem Baum und anderen Äußerlichkeiten hängen, sondern im Herzen sein. . .
Naja, aber das ist gar nicht so leicht.
Damit Weihnachten für uns hier nicht ein Tag wie jeder andere werden sollte, zogen Sophie und ich mit unseren Schlafsäcken schon am 23. zu Bettina in die Wohnung (achja, wegen dem Wasserrohrbruch hatte Bettina vorrübergehend noch eine Ausweichwohnung von Perspektivy bekommen).
Am Nachmittag wurden die Weihnachtseinkäufe erledigt, fleißig Kuchen für die Arbeit am nächsten Tag gebacken und jede Menge Schokolade gegessen/gelöffelt.
Der 24. begann dann mit einem gemeinsamen aber eher verschlafenen Weihnachtsfrühstück (die Nacht war doch furchtbar unbequem), wir verabschiedeten uns von Sophie, für die es mit dem Flieger abends noch nach Deutschland ging, und dann gingen Bettina und ich zur Arbeit, wie alle Russen. . .
Im Spielzimmer hörten wir den ganzen Tag deutsche Weihnachtslieder. Wir waren noch besser drauf als sonst, aber Weihnachtsgefühl? Fehlanzeige!
Von der Arbeit aus machten wir uns direkt auf den Weg zur Kirche und blieben natürlich ausgerecht an diesem Abend im größten Feierabendstau stecken, malten an die beschlagene Scheibe unseres Busses einen Weihnachtsbaum und kamen 20 Minuten zu spät. . .aber in der Kirche war es ehe alles andere als ruhig, überfüllt wie in Deutschland, Leute, die raus und rein liefen, Leute, die plötzlich unbedingt der Frau ganz in der Mitte zwei Reihen weiter vorne etwas sagen und sich durchdrängeln mussten, Leute, deren Pelzmantel plötzlich ein bisschen Feuer fing, Leute, die ihren Kindern einen Film auf dem Laptop anmachten oder die mit ihren Handys jede Bewegung des Pfarrers bildlich festhalten mussten. . .
Aber das Krippenspiel war ganz süß, der Pfarrer stimmte gut gelaunt vertraute Weihnachtslieder an, lief mit seinem Gesangsbuch durch die Kirche, um Buchlose zum Mitsingen zu animieren und dann, als ich die Hoffnung schon fast aufgegeben hatte, ein kurzer Moment von „Weihnachtsgefühl“ und „Zuhausesein“, als die Lichter ausgingen, die Kirche nur noch im Licht hunderter kleiner tanzendender kerzenflammen strahlte und „Stille Nacht“ erklang. Zum Glück folgte darauf noch „Oh, du fröhliche". . . :D
Nach der Kirche das übliche hektische Gedränge auf dem Newskii und in der Metro, aber unsere Küche war eine kleine Weihnachtsinsel. Ein leckeres Abendessen und eine kleine Bescherung auf dem Küchenfußboden. Danke, Bettina!



Bäumchen, mein Wichtelgeschenk, das ich auf der Freiwilligenweihnachtsfeier gezogen habe und der wohl schönste Weihnachtsbaum meines Lebens, einfach deshalb, weil ich mich noch nie so sehr über einen bewusst gefreut habe. . .


Den ersten Weihnachtsfeiertag hatte ich mir freigenommen, um mein schönstes Weihnachtsgeschenk vom Flughafen abzuholen – meine Josy!
Es wurden zehn wunderschöne gemeinsame Tage. Ich konnte endlich jemandem von meinen Lieben mein Leben hier (sogar noch meine Arbeit im Tageszentrum) zeigen und Josy erzählte soviel von Zuhause und meinen lieben Daheimgebliebenen, dass es auch für mich so etwas wie ein kleiner „Deutschlandurlaub“ und ich war jedes Mal fast ein wenig überrascht St. Petersburg und nicht Bernau vor der Haustür zu finden…
Hauptsächlich machten wir „Urlaub“, also bis spät in die Nacht quatschen und laaaange Ausschlafen, aber ein bisschen Piter haben wir doch erkundet, und wenn Bettina, Marcel (ihr Besuch) und ganz wichtig ihre Kamera dabei waren, dann sind sogar mal ein paar Bilder entstanden.
und natürlich haben auch alle einen Namen ;)
das sind Eva & Oskar
Kuscheltiere zu fotografieren ist
anscheinend so langsam bei uns zu
einer echt beliebten Sportart
oder ansteckenen Krankheit geworden
Keine Angst,
das mit dem Keks müsst ihr nicht verstehen. . .
Bruno
und Josy, ich bin echt stolz auf dein Strickwerk! ;)
Die Auferstehungskirche von innen

Zahnputzbild! :D
Silvester feierten wir mit den anderen in Russland gebliebenen Freiwilligen und einem Bewohner aus dem Erwachseneninternat Peterhof im Tageszentrum (in dem Sophie sonst arbeitet)
Es wurde jede Menge Reis und estnischer Nachtisch gegessen, getanzt und "Stadt, Land, Tod" gespielt.
Das Anstoßen um Mitternacht verpassten wir beinahe, weil der Radiosender scheinbar völlig gleichgültig das nächste Lied spielte, ohne mit auch nur mit einem Piep zu verraten, dass ein neues Jahr begonnen hatte. Aber glücklicherweise fand sich ja noch eine Uhr, auf der es noch nicht ganz Mitternacht war und nach der wir dann Ruterzählen konnten. . . :D
Weil hier in Russland anscheinend nicht Punkt 12 geknallt, sondern das Jahr erst noch in den Wohnungen mit der ganzen Familie begrüßt wird, wuschen wir als erstes auch gleich mal ab und beseitigten das schlimmste Chaos, bevor wir mit den Menschenmassen zur Ermitage strömten.


Wiener Walzer
oder so. . .

Bettina, live und in Farbe :)

Josy!



Auf dem Nachhauseweg stießen Josy und ich dann noch um drei an der Newa zum deutschen Neujahr auf euch an – mit blauen und roten Plastikbechern und Mineralwasser, dass wir für den Fall dabei hatten, dass wir es nicht rechtzeitig nach Hause schafften… ;)

 
Am 04. Januar feierten wir ein bisschen meinen Geburtstag, ganz gemütlich mit Bliniefrühstück, einer kleinen Spielerunde und superleckerem!!! Schokokuchen.







Am nächsten Tag sozusagen dann „fliegender Wechsel“ von Josy und Sophie, die pünktlich zum russischen (orthodoxen) Weihnachten am 06. Januar wieder zurückkam.
Wie Weihnachten nun so richtige in Russland gefeiert wird, kann ich aber leider immer noch nicht so richtig sagen. Wir wollten eigentlich uns einen orthodoxen Gottesdienst anschauen und fuhren gegen Neun zur  am Newskii. Gottesdienstzeiten hatten wir leider im Internet nicht rausfinden können und deshalb stellten wir erst in der Kirche fest, dass die eigentliche Feier erst um Elf beginnen würde. So lange wollten und konnten wir wegen der letzten Metro auch gar nicht bleiben, schade…
Wir erfanden das russische Weihnachten für uns einfach ganz neu und machten einfach nochmal eine „deutsche Bescherung“.
Die Geschenke gibt es in Russland nämlich eigentlich zum Neujahrsfest („Новый год „), das man hier tagelang mit der Familie feiert. Da das christliche Weihnachten in Russland lange Zeit verboten war, wurden Bräuche wie Weihnachtsschmuck und -baum einfach auf das Neujahrsfest verschoben und dabei eine – wirklich auch nur ganz winzige und kaum bemerkbare – Spur bunter, lauter und schriller gemacht ;)
Hey Schlümpfe ho!



und nochmal für die Kamera

Sophie im 7. Schlumpfenhimmel


Und am 07. Januar ging es dann mit dem Feiern in der „Langweiler-WG“ gleich weiter:
Bettinas Geburtstag und ich feierte meinen mit ihr zusammen und den anderen freiwilligen gleich nochmal nach und wie wir beide nun mal so sind mit einer Kakaoparty… :)



kalt - ganz kalt - warm - wärmer - heiß!








Fingerstempel - Bastelstunde
Wow, du hast dir wirklich die Mühe gemacht und das alles gelesen?! Danke :)


1 Kommentar:

  1. Bitte! Es war auch interessant es noch mal zu lesen, was du so getrieben hast, manches war auch neu.
    Die Bilder sind schön :)

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