Samstag, 19. Januar 2013

Pech gehabt…oder doch nicht?

Seit heute um halb 3 bin ich alleine. Bettina und Sophie haben ihre Koffer gepackt, sind auf und davon nach Deutschland und haben mich hier ganz alleine und krank mit noch einer Scheibe Brot in der großen Wohnung, im noch größeren St. Petersburg und dem allergrößten Russland gelassen!
Ok, oder etwas weniger theatralisch ausgedrückt: die beiden haben jetzt eine Woche Zwischenseminar in Dresden. Ich bin dann erst beim zweiten Durchgang im März dran, bin auch nur erkältet und find’s eigentlich gar nicht so schlecht, mal 10 Tage das Leben hier (mehr oder weniger) allein zu schmeißen.
Meine erste Aktion in der neugewonnenen Freiheit war der Gang zum Supermarkt. Ich war hier schon oft alleine einkaufen und deshalb ist es auch eigentlich totaler Blödsinn, aber trotzdem fühlte das sich so ein bisschen an wie ein „Ausflug aus dem Nest“, „Fini allein in Russland“ :D
Achja, und bei der Gelegenheit machte ich gleich auch noch einen Abstecher in die Post.
Dort wurde ich gleich vom Mann vor mir in der Schlange angesprochen. Er hatte irgendwelche Flyer in der Hand und ich versuchte mich mal wieder mit meinem Standardsatz „Tut mir leid, ich verstehe kein Russisch“ sauber aus der Affäre zu ziehen, doch:
„Ah, do you speak English?“ Mist! Dumm gelaufen… aber vielleicht war das auch nur die gerechte Strafe, denn man soll ja bekanntlich nicht lügen und inzwischen verstehe ich durchaus das Wesentliche auf Russisch (vorausgesetzt, dass mein Gesprächspartner möchte, dass ich ihn verstehe und sich noch ein bisschen Mühe gibt).
Also ein zähneknirschendes „Yes“ von mir… „I’m from Amerika“ – na super, jetzt muss ich auch noch für einen Muttersprachler mein Englisch aus der allerhintersten Ecke meines Kopfes hervorkramen.
Er gibt mir einen Kalender in die Hand und einen Flyer für irgendein Konzert, fragt was ich mache hier mache und ich antworte ihm, dass ich hier für ein Jahr mit Kindern mit einer Behinderung arbeite – hin und hergerissen, zwischen dem Vorsatz, nicht so naiv sein zu wollen, und gleich mit jedem Fremden der dich auf der Straße anspricht frei drauf los plaudern zu wollen, und meinem Unvermögen, irgendjemanden etwas Schlechtes zutrauen zu können. Er sieht ja eigentlich ganz nett aus. Ich schiele auf den Kalender. Aha, ein Bibelspruch, also hat er wahrscheinlich etwas mit der Kirche zu tun. Sollte mich das nicht eigentlich beruhigen? Vielleicht weil ich ja gerade als Küken einen Nestausflug mache, macht mich das vielleicht noch ein bisschen skeptischer. Ein schöner Christ bin ich! Egal, er erzählt noch das er als Lehrer an einer Uni seit 10 Jahren arbeitet, kauft nebenbei seine Briefmarken, gibt mir seine E-Mailadresse und bietet mir gleich noch seine Hilfe an, sollte ich die Frau am Schalter nicht verstehen.
Weil ich aber wie aus dem nichts doch ein paar Worte Russisch kann, läuft alles glatt und ich will die Post schon verlassen, als er noch mal auf mich zukommt. Die Gemeinde (wusste ich‘s doch!) hätte nämlich Winterschuhe für bedürftige Kinder und vielleicht hätte ich dafür ja Verwendung. Ich habe ihn dann einfach an Perspektivy verwiesen.
Na wer weiß, vielleicht war es doch nicht so schlecht, den Mann getroffen zu haben… :)
So! Jetzt aber weiter mit Aktion 2 für heute: Großputz!
Auf die Besen, fertig, los!

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