Donnerstag, 6. September 2012

Ein (naja vielleicht nicht ganz so) kurzer Rückblick


Seit 2 tagen bin ich nun schon in St.Petersburg - Wahnsinn!!! Ich kann es noch gar nicht glauben, vor allem nicht, wenn ich mal darüber nachdenke, was im letzten halben Jahr alles so passiert ist.

Also Zeit für einen kleinen Rückblick:

 - Angefangen hat es, denk ich, mit meiner Bewerbung und dem Orientierungsseminar beim ICE (nein, nicht der Zug, sondern meine Entsendeorganisation, die "Initiative Christen für Europa e.V.") in Dresden. Während des viertägigen Seminars lernte ich den Verein und einige der Projekte, mit denen der ICE zusammenarbeitet kennen, tauschte mich mit anderen Jugendlichen über meine Motivationen aus, lauschte den Berichten von ehemaligen Freiwilligen und gaaaaaaaanz wichtig: ich lernte meine ganz zauberhaften WG-Mitbewohnerinnen kennen, auch wenn ich das damals natürlich noch nicht wissen konnte ;) Im Einzelgespräch sagte ich zu meiner eigenen Überrschung, dass ich mir auch vorstellen könnte, nach Osteuropa zu gehen. Vor dem Seminar hatte ich an diese Möglichkeit keine Sekunde gedacht.

 - 10 Tage hieß es zitternd auf eine Antwort zu warten. Am 14.März 2012 liegt ein großer dicker Umschlag in meinem Biefkasten - Zusage!!!! Tätigkeitsfeld: Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung; Sprachregion: russische Sprachregion (RUS) - na dann also Russland :)

 -Die nächsten Wochen bestanden aus Annährungsversuchen mit Russland und vor allem der für mich völlig neuen Sprache.

 -In der Zwischenzeit machte ich mein Abitur, aber die letzte Schulwoche, das Pauken, die Prüfungen, die Zeugnisausgabe und der Abiball kommen mir jetzt schon so vor, als gehörten sie zu einem früheren Leben.

 -Ende Mai kam dann der nächste Brief voll mit Papierkram und los ging die Rennerei: ärztliche Untersuchungen, Impfungen, Reisepass, Lohnsteuerabzugsbescheinigung und, und, und...

(an dieser Stelle: vielen Dank, Mam, für deine Hilfe!)

 -Ende Juni durfte ich für zwei Wochen im Freizeitwerk der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal e.V. ein Praktikum machen. In diesen zwei Wochen habe ich nicht nur gefühlte 3718643782 Holzäpfel bemalt, sondern jeden Morgen mit den wirklich netten Mitarbeiter und Freizeitwerkbewohnern gefrühstückt, einen Esel namens Cindy besucht oder lustige Lieder gesungen.
 
 

 
- Vom 15. bis zum 26.Juli fand das Einführungsseminar in Dresden statt, auf dem formale Fragen geklärt wurden und wir in den sogenannten Fachforen auf unsere jeweiligen Tätigkeitsfelder vorbereitet werden sollten. Das alles wurde aber bald schon eher nebensächlich. Viel wichtiger war der Austausch mit den anderen 52 Jugendlichen, die bald in ganz Europa ihren Freiwilligendienst leisten würden. Es tat richtig gut, mit Leuten reden zu können, die das gleiche Wechselbad der Gefühle durchlebten. In der Gruppe konnte man sich gegenseitig viel Kraft geben und spätestens nach einem wunderschönen Abend an der Moldau in Prag (wir machten eine dreitägige Exkursion dorthin) fühlte ich endlich richtig die Vorfreude auf das kommende Jahr :)
 
 
 - Nach einer Woche zuhause,saß ich zum dritten Mal im Zug nach Sachsen, diesmal unterwegs zur dt.-russischen Begegnung in Wehlen. Dort trafen wir 12 Russlandfreiwilligen des ICEs die russischen Freiwilligen, die ihren Freiwilligendienst in Deutschland leisten.
Beim Reden, Lachen, Rumalbern mit den russischen Freiwilligen, dem täglichen Sprachunterricht, russichen Essen kosten, russische Musik hören und den kulturellen Seminareinheiten schnupperte ich zum ersten mal wirklich Russlandluft und ich konnte es kaum 
erwarten, mir mein eigenes Russlandbild zu machen. Und noch etwas war sehr wichtig: nach nur zwei Tagen (oder waren es zwei Stunden?) stand fest, dass wir Russlandfreiwilligen eine echt tolle Gruppe sind, in der man sich auf jeden verlassen kann und ich glaube, nach den zwei Seminarwochen konnte ich sie bereits als echt gute Freunde bezeichnen :)
                                                                                                           

            Unser 3er-Tandem mit der wundervollen Raya
 
Zahnputzbild Nr.13 :)
 
- Und dann begannen schon meine letzten zwei Wochen zu Hause oder mein "Heimataufenthalt", wie es vom ICE genannt wurde. Und plötzlich fing die Zeit an zu rennen. Die halben Nächte verbrachte ich mit Packen oder dem letzten Papierkram, der noch erledigt werden musste, weil die Tage, die ich mit meinen Lieben verbringen konnte, viel zu kostbar dafür waren. Sich jeden Tag ein bisschen mehr von seinem Zuhause und seinem alten Leben verabschieden zu müssen, war aber noch viel anstrengender als der fehlende Schlaf und ich hätte es mir niemals so schwer vorgestellt. Aber das machte mir nur noch einmal mehr bewusst, was für eine wundervolle Familie und Freunde ich doch habe und das fühlt sich einfach echt toll an! Das Erste, was ich auf jeden Fall jetzt schon gelernt habe: man kann in ein und demselben Moment furchtbar glücklich und traurig sein! Mit einem lachenden und einem weinenden Auge fuhr ich am 1.September um 5:40 Uhr von Gesundbrunnen ab.
 

 
 
- Erst einmal ging es aber noch zum Ausreiseseminar von Renovabis, weil dieses katholische Hilfswerk viele Freiwilligendienste in Osteuropa unterstützt.
 

 

                                                     Blick in den Osten :D 
 
 
 

- Montag früh hieß es dann endgültig: "Auf nach Russland!"
46 Stunden im Bus -München-Berlin-Riga- und jetzt ...bin ich hier
- in SANKT PETERSBURG!
 
 
 
                                                    Abfahrt in München


 






Gepäck von 8 Leuten für ein ganzes Jahr







Eine kurze Darbietung von "Im Wagen vor mir" in Riga :D

1 Kommentar:

  1. Ein lachendes und ein weinendes Auge... das gabs nicht ja nur bei dir. Noch in der S-Bahn auf dem Weg nach Hause liefen mir die Tränen und gleichzeitig musste ich lachen.
    War ganz schön aufregend eure Abfahrt, zum Glück waren die Busfahrer am Ende ja so im Stress, dass sie nur noch alles reingestopft haben. Wie war das Schlafen im Bus eigentlich?

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